Exklusion bei Notfällen von Menschen mit Behinderungen
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Am letzten Freitag machte eine Situation deutlich, wie abhängig die Menschen vom Mobilfunk sind und dass es sich um eine sehr kritische Infrastruktur handelt. Es ging um eine Störung bei den Mobilfunkanbietern. Angeblich war hauptsächlich O2 betroffen.
Nicht nur die Telefonie war betroffen, auch das mobile Internet selbst schien zeitweise nicht mehr zu funktionieren. Allerdings war der Ausfall dann doch kein Totalausfall, denn der Versand von SMS schien weiterhin funktioniert zu haben, wie uns einige Leserinnen und Leser verdeutlichten.
In diesem Zusammenhang wird ein maßgebliches Problem deutlich. Wie sende ich einen Notruf, wenn so eine Störung auftritt? Vermutlich gar nicht oder dann doch nur noch mit alter Technik.
Die Notruf-App nora, sollte die große Lösung sein, die insbesondere auch gehörlosen Menschen es ermöglichen sollte. Diese App integriert einen Relay-Dienst, der Firma Tess – Sign & Script, der es auch ermöglichen sollte, einen Notruf abzusetzen und dann gegebenenfalls auch in Gebärdensprache zu kommunizieren.
Eine gute Lösung, wenn da nicht das Szenario vom letzten Freitag die Probleme solcher Lösungen aufgezeigt hätten denn mobiles Internet muss dafür vorhanden sein. Ist es nicht vorhanden, würden alternative Lösungen helfen. So auch der SMS-Standard, der es mit Einhaltung bestimmter Übertragungsformate sogar ermöglicht, den Notruf mit einen präzisen Standort zu koppeln, so dass die Einsatzleitstellen informiert wären, wo der Hilfsbedarf besteht.
Das Innenministerium aus Nordrhein-Westfalen, als Hauptverantwortlicher schieb auf Anfrage ende September: „Wir sehen in der SMS keine geeignete Technik für den Notruf. Diese ist weder zuverlässiger (es fehlen beispielsweise Status-Meldungen für die User) noch ist sie für die Kommunikation mit der Leitstelle gut geeignet. Auch gesetzlich ist die SMS deshalb noch nie als Notruf-Kanal vorgesehen gewesen. Insbesondere der Deutsche Gehörlosen-Bund hat zudem darauf hingewiesen, dass das Textverständnis vieler Gehörloser nicht ausreicht, um textbasiert (also per Chat-Nachrichten) kommunizieren zu können. Aus diesem Grund verwendet „nora“ eine Abfrage mit Schlagworten in leichter Sprache, die durch Piktogramme ergänzt wird. Dadurch können die Informationen zum Notfall bildhaft gesammelt und an die Leitstelle übertragen werden. Rückfragen per Chat sind dann in der Regel nicht erforderlich, um Einsatzkräfte zu entsenden. Außerdem bietet der Menüpunkt „Notruf-Demo“ innerhalb der App die Möglichkeit, den Umgang zu üben, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.“
Die Aussage des zuständigen Ministeriums verwundert ein wenig, denn am sogenannten „Warntag“ der am 8. Dezember stattfindet, soll das Cell-Broadcastsysteb (CB) getestet werden, ein Verfahren das auf SMS basiert und alle Handys in einer Funkzelle mit einer „Notfall SMS“ versorgen soll.
SMS ist somit nicht tot, sondern offensichtlich immer noch eine zuverlässige Übertragungstechnik und SMS die sich an vorgegebene Formate halten, sind sogar dafür tauglich, einen Notruf abzusetzen.
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung