Coronavirus - Landesministerien und Gesundheitsämter sind bei Schutzausrüstung in der Pflicht
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Die Schutzausrüstung wird immer wichtiger in der Corona-Krise. Der bloße Hinweis auf RKI-Empfehlungen ist keine Antwort auf die Herausforderung. Wer Versorgung sichern will, dem muss auch der Schutz der Pflegenden gelingen. Der immense zusätzliche Bedarf führt absehbar zu der Situation, dass die Gefährdung den Einsatz der Pflegekräfte ohne die notwendige Schutzausrüstung nicht mehr erlaubt.
Der baden-württembergische Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa), Rainer Wiesner, erklärt dazu: "Es darf nicht der Eindruck entstehen, Landesministerien und Gesundheitsämter hätten ihre Aufgabe erledigt, wenn sie die Pflegeeinrichtungen regelmäßig darüber informieren, welche insbesondere hygienischen Anforderungen zu beachten seien. Diesen Informationen fehlt meist jeder Hinweis darauf, was zu tun sei, wenn die theoretisch vorausgesetzte und zusätzliche Schutzausrüstung nur eingeschränkt zur Verfügung steht und nicht über bisherige Lieferwege zu beschaffen ist. Hier kann allzu leicht der Eindruck entstehen, zuständige Stellen würden sich absichern wollen, aber die Befassung mit den entscheidenden Fragen unterlassen."
Zum Hintergrund:
Neben dem Zugang zu Desinfektionsmittel stellt die fehlende Schutzausrüstung ein zentrales Problem dar. In einer Musterrechnung können wir den täglichen zusätzlichen Bedarf der Pflegeheime und Pflegedienste für wichtige Produkte darstellen unter der sehr vorsichtigen Annahme von nur 5 Prozent an Verdachtsfällen und 1 Prozent infizierter Patienten. Dabei sind die Annahmen Untergrenzen. Bei den ermittelten Zahlen handelt es sich nur um den jetzt zusätzlichen Materialbedarf. Nicht zu unterschätzen ist, dass ein ähnlicher zusätzlicher Bedarf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe gegeben ist und in der Intensivpflege besonders hoch ist.
Unter der Annahme von 5 Prozent COVID-19 Verdachtsfällen und 1 Prozent infizierter Patienten hat die bpa-Landesgruppe Baden-Württemberg eine modellhafte Bedarfsrechnung auf der Basis der Pflegezahlen von 2017 vorgenommen. Dabei sind die Annahmen Untergrenzen. Bei den ermittelten Zahlen handelt es sich nur um den jetzt zusätzlichen Materialbedarf über den normalen Bestand hinaus, der beispielsweise für Grippe- und MRSA-Fälle benötigt wird.
Hier die Zahlen zur benötigten Schutzausrüstung pro Tag alleine in der Altenpflege für Baden-Württemberg.
Summe/Tag
OP-Masken 59.386
Schutzkittel 59.050
FFP2 Maske 7.549
Einmal-Handschuhe 276.016
Schutzbrillen 5.145
Der Bedarf ist gewaltig, selbst wenn die Bedarfsparameter leicht verändert würden. Entscheidend ist, dass der Bedarf heftig steigt, wenn die Zahl der Verdachtsfälle oder der Infizierten steigt.
Autor: bpa / © EU-Schwerbehinderung