Sicherheitsabstand zu Schülern oft nicht einzuhalten
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Mit den Lockerungen die jetzt in den einzelnen Bundesländern schrittweise umgesetzt werden, wird auch der Schulbetrieb wieder hochgefahren. Dabei stehen die Schulen vor besonderen Herausforderungen, da der Schulbetrieb komplett umgestaltet werden muss um die notwendigen Regelungen wie Abstand und Hygiene, einhalten zu können.
In den Schulen werden die Schulklassen oft nur zur Hälfte besetzbar sein, so dass sich der Schulbetrieb in eine Art Schichtbetrieb verlagern kann. Die GEW Bayern hat in zwei Umfragen (852 kb) Kollegen in Schulen und sozialpädagogischen Einrichtungen zur aktuellen Situation befragt.
An der ersten Umfrage, die sich an Lehrkräfte richtete, nahmen rund 1.500 Lehrer*innen aller Schularten teil. Neben Fragen zur Hygienesituation, wurden auch einige Fragen zum Thema „Schule daheim“ gestellt. Der Arbeits- und Gesundheitsschutz ist zwar überall Thema, aber nicht überall gut umgesetzt. In Sachen „Schule daheim“ zeigt sich, dass der Freistaat die Digitalisierung fast komplett verschlafen hat und einzig das Engagement der Lehrkräfte das System am Laufen hält.
Dazu Sebastian Jung, Gewerkschaftssekretär der GEW und verantwortlich für die Umfrage unter den Lehrkräften: „Es ist schon bemerkenswert, wie viele Kolleg*innen in so kurzer Zeit an der Umfrage teilgenommen haben. Dabei zeigt sich, dass in den Schulen zwar vieles gut läuft, wenn man aber hört, dass in einem Viertel der Schulen Wasser, Seife und Papierhandtücher fehlen, dann muss hier dringend gegengesteuert werden. Dazu gehören auch die quasi nicht vorhandenen Gefährdungsbeurteilungen.“
In einer zweiten Umfrage, hat sich die Bildungsgewerkschaft an Kolleg*innen in Sozialpädagogischen Berufen gewandt. An dieser nehmen rund 850 Beschäftigte aus ganz unterschiedlichen Einrichtungen teil. Also aus Kitas, der Jugend- und Behindertenhilfe oder der Sozialarbeit. Hier ergibt sich, auch aufgrund der unterschiedlichen Einrichtungstypen ein sehr heterogenes Bild.
Hierzu Mario Schwandt, Gewerkschaftssekretär der GEW, der die Umfrage ausgewertet hat: “Arbeiten in Kleingruppen und eine pandemiegerechte Dienstplanung kommt in viel zu geringem Maße vor. Es mangelt nicht an Empfehlungen, sondern an Qualitätssicherung, also der Sicherstellung der Einhaltung in jedem Betrieb. Erschreckend ist, dass sehr viele Kolleg*innen mit Angehörigen der Risikogruppe zu Hause über kein Entgegenkommen des Arbeitgebers berichten. Das zeigt, dass dringend umgesteuert werden muss und die Empfehlungen mehr sein müssen als Papier. Besonders erschreckend sind die Zahlen zum Umgang mit den Risikogruppen. Es muss doch inzwischen allen klar sein, dass mit kleinen Kindern und mit manchen Erwachsenen Distanz nicht möglich ist und auch kein Mundschutz. Damit ist eine Infektion nur eine Frage der Zeit.”
In anderen Bundesländern scheinen ähnliche Situationen zu herrschen. So berichten Schulen genau die Situation, die das Ergebnis aus Bayern widerspiegeln. Schichtbetrieb ist zwar ein mögliches Schulmodell um dessen Umsetzung viele Schulen nicht herumkommen werden. In vielen Schulen gab es ebenso die Anregung, auch den Samstag für einen möglichen Schulbetrieb zu öffnen, was allerdings nur da umsetzbar ist, wo das Schulgesetz diese Möglichkeit zulässt. Beim "HomeSchooling" (Schule daheim) fangen die Probleme aber an. Viele Familien sind aufgrund ihrer sozialen Lage nicht in der Lage, ihre Kinder mit notwendigem technischen Mitteln auszustatten, oder haben weder Computer noch Internetanschluss. Gerade diese Kinder sind darauf angewiesen, dass der Schulbetrieb möglichst bald wieder startet.
Auch die Bundestagsfraktion "Die Grünen" äußerten sich dazu: "Zudem stellen Schulschließungen Kinder armer Familien oft vor das Problem, wie digitales Lernen mit kaum oder gar nicht vorhandener Ausstattung zuhause überhaupt bewältigt werden kann. Niemand kann wochenlang nur am Smartphone lernen. Das gestern im Bundestag verabschiedete Sofortprogramm für Notebooks für Schülerinnen und Schüler ist ein guter erster Schritt, damit kein Kind beim Homeschooling verloren geht. Teilhabe beschränkt sich aber nicht nur auf Technik. Solange die Klassenzimmer nicht für alle Schüler offen stehen können, brauchen wir größere Antworten für gerechte Bildungschancen, gerade in der Krise. Das Sofortprogramm muss auch für Ferienangebote, Nachhilfe und Mentorenprogramme für benachteiligte Schüler geöffnet werden."
Der Sozialverband VdK hat den von der großen Koalition geplanten 150-Euro-Zuschuss für Schüler zur Anschaffung von Computern als unzureichend bemängelt. Für dieses Geld gebe es "kein Notebook oder Tablet", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele der Düsseldorfer "Rheinischen Post"
Mit der Hygiene in den Schulen ist es in der Umsetzung nicht ganz so einfach. Zum Beispiel die Toiletten, die sonst meist nur in den Pausen genutzt werden, sind nur noch eingeschränkt nutzbar. So heißt es in den Hygienehinweisen in Baden-Württemberg zur Toilettennutzung: "In den Sanitärbereichen der Schulen muss es ausreichend Flüssigseifenspender und Einmalhandtücher geben. Toilettensitze, Armaturen und Fußböden müssen täglich gereinigt werden. In den Pausen soll eine Lehrkraft den Eingang kontrollieren, damit nur einzelne Schülerinnen und Schüler den Sanitärbereich nutzen."
Ansonsten gelten in den Schulen die Abstandsregeln und der Mundschutz. Es wurde allerdings vereinzelnd schon davon berichtet, dass genau diese Regeln beim verlassen des Schulgeländes für einige Schülerinnen und Schüler, keine Rolle mehr zu spielen scheinen und sich gewohnte Bilder zeigen als wenn das Coronavirus nicht existent sei.
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung