Wannseekonferenz - Gedenken an den Holocaust
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Vor 80 Jahren fand in der Villa Marlier, die Wannseekonferenz statt, die als ausschlaggebende Konferenz betrachtet wird, in der sich hochrangige Funktionäre des NS-Regimes mit der "Endlösung" befassten und den begonnenen Holocaust an den Juden im Detail organisierten.
Beim Holocaust ging es um den systematischen Völkermord an den jüdischen Mitmenschen, in den Machtgebieten der Nationalsozialisten. Der Auftrag zur Gesamtorganisation der „Endlösung der Judenfrage“ wurde von Hermann Göring am 31. Juli 1941 gegenüber an den SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich formuliert, unter dessen Vorsitz dann auch die Wannseekonferenz stattgefunden hat. Unklar ist bis heute, ob es dazu jemals eine "Führerbefehl", also einen Befehl von Adolf Hitler selbst gegeben hat. Es soll zwar „nach vorheriger Genehmigung durch den Führer die Evakuierung der Juden nach dem Osten“ als Lösungsmöglichkeit im Protokoll zu finden sein, jedoch sind sich viele Historikerinnen und Historiker einig, dass es nie einen förmlicher Beschluss zum Völkermord gegeben hat. Jedoch nehmen Briefe und Anordnungen hoher NS-Führer mehrfach Bezug auf mündliche Führerbefehle zur Judenvernichtung.
Am Vernichtungslager Belzec ist durch den Bau der wurden die ersten Gaskammern von geringer Kapazität, erst einmal zur Ermordung arbeitsunfähiger Juden verwendet. Viele Zeitberichte lassen erkennen, dass vorrangig nicht arbeitsfähige Menschen, die nicht den Rassenvorstellungen der Nationalsozialisten entsprachen, in die Vernichtungslager deportiert wurden.
Rückblickend können diese Ereignisse nur eine gesellschaftliche Warnung sein, denn weder Rasse noch Glaube sind die Dinge, die einen Menschen ausmachen. Zur Premiere des Films "Die Wannseekonferenz" betonte der Bundespräsident Fank-Walter Steinmeier: "Die Teilnehmer der Wannseekonferenz wussten ebenso gut wie wir es heute wissen, was sie nicht aussprechen wollten: dass der Gegenstand ihrer Beratungen die „restlose Ausschaltung der europäischen Juden“ war, wie Joseph Goebbels nach der Lektüre des Protokolls in seinem Tagebuch notierte, die bis ins Detail geplante Ermordung von elf Millionen Menschen; sie wussten, dass dieses Vorhaben lange schon beschlossen war und zum Zeitpunkt der Wannseekonferenz – vor allem nach dem Beginn des Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion im Juni 1941 – bereits hunderttausendfach ins Werk gesetzt worden war."
Die NS-Zeit solle allen Menschen als Warnung dienen, denn sie verdeutlicht, was passieren kann, wenn Menschen an falschen Ideologien festhalten und Vielfallt in einer Gesellschaft unterdrücken wollen, denn die Gefahr das sich die Geschichte in einigen Teilen wiederholen kann, ist immer noch gegenwärtig.
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Zum 80. Jahrestag der Wannseekonferenz erklären die Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge und Britta Haßelmann:
Die Wannseekonferenz steht für die Menschenverachtung der Nationalsozialisten und die grausame Planung des Holocaust. Systematisch bereiteten Nazi-Funktionäre während dieser Konferenz den Massenmord an elf Millionen Jüdinnen und Juden in ganz Europa vor. In trockenem Behördendeutsch planten sie die von ihnen so benannte „Endlösung der Judenfrage“ und organisierten eine systematische Vernichtungsmaschinerie. Die Wannseekonferenz ist eine schmerzliche Wegmarke im Gedenken an den Holocaust. Sie mahnt uns, die Mechanismen dieser präzisen Mordmaschinerie und die Verantwortlichkeiten genau in Augenschein zu nehmen, um den Blick für unser Zusammenleben heute zu schärfen. Das Gedenken an den Holocaust ist eine bleibende Verantwortung und immerwährende Aufgabe.
Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit greifen noch immer in unserer Gesellschaft aus. Rechtsradikale und andere Menschenfeinde hetzen im öffentlichen Raum und in sozialen Medien, versuchen über die Verrohung in Debatten bestimmte Gruppen abzuwerten. Auf diesem Nährboden entstehen tätliche Gewalt und sogar Morde, das machen die Zunahme antisemitischer Anschläge und Angriffe in den letzten Jahren, wie die Schändung von jüdischen Gräbern und Synagogen, der Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm, der geplante Sprengstoffanschlag auf die Jüdische Gemeinde Hagen oder der antisemitische Terroranschlag auf die Synagoge in Halle schmerzlich bewusst. Der Kampf gegen alle Formen des Antisemitismus und der Schutz jüdischen Lebens stehen für immer im Kern unserer kollektiven Verantwortung. Wir treten Antisemitismus, Rassismus und jedweder Form von Ausgrenzung und Hass mit aller Entschlossenheit entgegen.
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung