Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland finanziell von Familie abhängig
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Gut 60 % der jungen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren standen im vergangenen Jahr finanziell noch nicht auf eigenen Beinen, sondern waren für ihren Lebensunterhalt hauptsächlich auf familiäre Unterstützung oder staatliche Leistungen angewiesen. Knapp 39 % verdienten ihr Geld dagegen überwiegend selbst, bezogen ihren Lebensunterhalt also überwiegend aus eigener Erwerbstätigkeit. Für knapp 1 % war bereits in jungem Alter ein eigenes Vermögen die Quelle des Lebensunterhalts. Das teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Internationalen Tag der Jugend am 12. August auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus mit. Die Hälfte der 15- bis 24-Jährigen (49 %) lebte hauptsächlich vom Einkommen der Eltern oder anderer Angehöriger. Jeder neunte junge Mensch (11 %) bezog seinen Lebensunterhalt 2023 überwiegend aus öffentlichen Leistungen, wie etwa BAföG, Stipendien oder Bürgergeld.
Bei Volljährigen bis 24 Jahre lebt die Hälfte vom eigenen Einkommen
In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen war der Anteil derjenigen, die hauptsächlich auf Einkünfte von Angehörigen angewiesen waren, geringer: 2023 lag er bei 35 %. Dagegen verdiente gut die Hälfte (51 %) der jungen Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren ihr Geld bereits überwiegend selbst. 13 % waren überwiegend auf öffentliche Leistungen angewiesen, 1 % lebte bereits überwiegend von eigenem Vermögen.
Anteil der von eigener Erwerbstätigkeit lebenden 15- bis 24-Jährigen knapp 9 Prozentpunkte niedriger als vor 30 Jahren
In den letzten Jahren haben sich die Verhältnisse nur geringfügig geändert, vor 30 Jahren waren sie jedoch noch umgekehrt: Im Jahr 1993 bestritten noch gut 47 % der 15- bis 24-Jährigen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich aus eigener Erwerbstätigkeit, das waren knapp 9 Prozentpunkte mehr als 2023. Dagegen fiel der Anteil derjenigen, die hauptsächlich auf finanzielle Unterstützung der Familie oder staatliche Leistungen angewiesen waren, vor 30 Jahren noch geringer aus: Bei 43 % waren damals Einkünfte Angehöriger und bei 9 % waren öffentliche Leistungen die Quelle des überwiegenden Lebensunterhalts. In der Entwicklung der letzten Jahrzehnte dürfte sich auch widerspiegeln, dass sich ein steigender Anteil der jungen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren noch in Schule, Studium oder Ausbildung befindet.
7,5 % der 15- bis 24-Jährigen in Deutschland nicht in Bildung oder Beruf
Der Anteil der 15- bis 24-Jährigen, die weder einer Schul- oder Berufsausbildung noch einer Erwerbstätigkeit nachgehen, lag im Jahr 2023 bei 7,5 %. Damit ist der Anteil ähnlich hoch wie in den ersten beiden Corona-Jahren 2020 (7,4 %) und 2021 (7,8 %). Vor Pandemieausbruch hatte der Anteil 2019 ein Zehnjahrestief von 5,7 % erreicht.
Jugenderwerbslosigkeit in Deutschland binnen 20 Jahren nahezu halbiert
Geht es um die Aussichten junger Menschen beim Berufsstart und auf dem Arbeitsmarkt, ist die Jugenderwerbslosenquote ein wichtiger Indikator. Sie stellt den Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen, also den Erwerbstätigen und Erwerbslosen, zwischen 15 und 24 Jahren dar. In Deutschland ist die Erwerbslosenquote der Jugendlichen in den vergangenen drei Jahren wieder gesunken und war mit 5,9 % im Jahr 2023 so niedrig wie zuletzt nur im Jahr 2019 (5,8 %). Innerhalb der vergangenen 20 Jahre hat sich die Jugenderwerbslosigkeit hierzulande fast halbiert (2003: 11,0 %).
Dank dualem System: Deutschland auch 2023 EU-weit mit niedrigster Jugenderwerbslosigkeit
Wie in den Vorjahren war Deutschland auch 2023 das Land mit der niedrigsten Jugenderwerbslosenquote in der Europäischen Union (EU). Dies ist auch auf das duale Ausbildungssystem in Deutschland zurückzuführen. Personen in dualer Ausbildung gelten wegen des betrieblichen Teils der Ausbildung als erwerbstätig. Im Durchschnitt aller 27 EU-Mitgliedstaaten war die Erwerbslosenquote unter den 15- bis 24-Jährigen mit 14,5 % mehr als doppelt so hoch wie hierzulande. In Spanien (28,7 %) und Griechenland (26,7 %) war die Jugenderwerbslosenquote EU-weit am höchsten.
Zahl der 15- bis 24-Jährigen 2023 nach Tiefststand 2021 wieder leicht gestiegen
Im Zuge des demografischen Wandels nimmt die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen einen immer kleineren Teil in der Gesamtbevölkerung ein. Der Anteil junger Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren an der Gesamtbevölkerung ist mit 10,1 % zum Jahresende 2023 wieder leicht gestiegen - nach 10,0 % in den Jahren 2022 und 2021, dem niedrigsten Stand seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950. Ein Grund hierfür ist, dass die absolute Zahl der 15- bis 24-Jährigen von ihrem historischen Tiefststand Ende 2021 (8,35 Millionen) wieder leicht auf 8,52 Millionen Ende 2023 zugenommen hat. Dies ist vor allem auf die Zuwanderung insbesondere junger Menschen und das damit verbundene, generell starke Bevölkerungswachstum 2022 infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine zurückzuführen.