Kritik im Pandemiemanagement: „Menschen mit Behinderung nicht mitgedacht“
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Die Corona-Pandemie hatte besonders Menschen mit Behinderung hart getroffen. Am Anfang der Pandemie fehlte es an ausreichende Kommunikation durch Gebärdendolmetscher, etwa bei Pressekonferenzen, oder bei wichtigen Nachrichten rund um das Coronavirus. Dieses wurde im Laufe der Pandemie nachgebessert.
Die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe Ulla Schmidt sagte: „Das aller erschreckendste in dieser Legislaturperiode war, dass wir mit Beginn der Pandemie feststellen mussten, dass Menschen mit Behinderung, mit ihren besonderen Bedürfnissen, überhaupt nicht mitgedacht wurden.“
Dabei machte die Bundesvorsitzende darauf aufmerksam, dass bei der Unterstützung von Firmen große Programme aufgelegt wurden, Kurzarbeitergeld und vieles andere mehr, „aber all das trifft ja in vielen Bereichen auch der soziale Dienstleister gar nicht zu und deshalb mussten wir dafür kämpfen, dass die sozialen Dienstleister, die das Angebot hatten, wie die Werkstätten oder auch die Einrichtungen, dass die mit bedacht wurden,“ so Schmidt.
Im März letzten Jahres war auch die Finanzierung ein Problem, es wurden die Unternehmen etwa mitberücksichtigt bei Corona-Hilfen. Dabei war es eine Herausforderung gewesen, klarzumachen, dass Einrichtung, wie Z.B. die Lebenshilfe oder Caritas, die Wohnstätten haben und Angebote im Bereich der familienunterstützenden Dienste mitberücksichtigt werden. Auch wenn die Mieten für die Wohneinrichtungen, von den Trägern der Eingliederungshilfe finanziert wurden. War jedoch kein Geld in den anderen Bereichen da, erklärte Schmidt.
Die Bundesvorsitzende macht zudem Aufmerksam das die damalige Corona-Lage gezeigt hat, dass die Inklusion in Deutschland noch ausbaufähig ist. „Wir reden zwar viel über Inklusion, aber sind noch sehr weit davon entfernt,“ betonte Schmidt. Zudem haben Menschen mit Behinderung, die mittendrinne waren nicht von Anfang an, mit ihren Bedürfnissen eine Rolle gespielt, so Schmidt.
In der Corona-Pandemie wurde auch viel erreicht, so macht die Bundesvorsitzende auf die besondere Situation der Eltern in der Pandemie aufmerksam „Wir haben vieles erreichen können und ich finde auch, dass man vieles in der Diskussion hat, hier im Parlament oder in den Gesprächen mit dem Ministerien, auch durchsetzen können. Ich will mal ein Beispiel nehmen: Eltern waren besonders betroffen in dieser Situation. Sie hatten Schulen geschlossen, Kindergärten zum Teil geschlossen, Eltern im Home-Office und vor allen Dingen die Mütter mussten alles eigentlich machen. Home-Office plus Kinder.“
Eltern von behinderten Kindern standen, damals vor besonderen Herausforderungen, so waren etwa die Werkstätten geschlossen. Schmidt sagte zur damaligen Lage, es sei „ein großer Unterschied, ob ich ein Kind mit Behinderung oder einen erwachsenen behinderten Menschen, der sonst den ganzen Tag in der Werkstatt ist, plötzlich zu Hause habe.“
Auch sei das Homeschooling für Kinder mit Beeinträchtigungen ein Problem gewesen. Denn es „ist eben schwierig, wenn ich eine geistige Beeinträchtigung habe. Da geht das nicht so einfach mit digitalen Unterricht und dass die Kinder jetzt lernen sollen,“ betonte Schmidt. Zum Schluss habe man daran gearbeitet, dass Einrichtungen auch in schwierigen Situationen geöffnet werden, so die Bundesvorsitzende.
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Autor: dm / © EU-Schwerbehinderung