Coronakabinett: Impfstau bei AstraZeneca wächst - Bundesregierung lehnt Freigabe für alle ab
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Wie jeden Montag, tagte auch heute das Coronakabinett und befasste sich im Schwerpunkt mit der aktuellen Entwicklung der Zahlen zur Corona-Pandemie. Ein Regierungssprecher teilt dazu mit: "Wir haben seit einigen Tagen eine steigende Tendenz. Heute liegt sie bei knapp 66. Aber es gibt regional erhebliche Unterschiede. Einige wenige Kreise haben eine Inzidenz von über 250. Das sind laut RKI-Dashboard heute vier. Andere - das sind laut diesem Dashboard heute 14 - haben eine Inzidenz von unter 25. Das zeigt Ihnen also die Spannbreite.
Die Zahl der Menschen, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, geht in der Tendenz weiter zurück. Das ist eine sehr gute Nachricht. Zurzeit sind das gut 2800 Coronapatienten in der Intensivmedizin. Zur Erinnerung: Mitte Januar lag die Zahl bei etwa 5700, also gut dem Doppelten. Eine gute Nachricht ist auch, dass der Inzidenzwert bei den über 80-Jährigen weiter zurückgeht. Darauf hatte Prof. Wieler hier am Freitag ja auch hingewiesen. Das sind also erste Effekte der Strategie, diejenigen zuerst zu impfen, die ein besonders hohes Risiko für einen schweren oder gar tödlichen Verlauf von COVID-19 haben. Gleichzeitig steigt der Anteil der deutlich infektiöseren Coronavirusmutationen hier in Deutschland weiter deutlich, vor allem der Variante, die zuerst in Großbritannien nachgewiesen wurde, also B.1.1.7. Nach Meinung aller Experten wird dieser Anteil der Mutation auch weiter zunehmen."
Aber deswegen müssen wir uns trotzdem den Realitäten stellen. Wir sind wie gesagt wieder in einer Phase zunehmender Infektionszahlen. Noch ist es eine leichte Zunahme. Alle unsere Anstrengungen sollten darauf gerichtet sein, dass es keine steilere Zunahme wird. Zu den Realitäten gehört eben auch, dass wir die Voraussetzungen für den massenhaften Einsatz von Selbsttests noch schaffen müssen, dass die Produktion erst groß genug werden muss.
Also heißt es, mit den Hoffnungen umsichtig umzugehen und so zu handeln, dass wir das Erreichte nicht wieder zunichtemachen, sondern dass es wirklich möglich wird, gesicherte Schritte der Öffnung und Lockerung zu machen, ohne dass man sie später wieder zurücknehmen muss. In diesem Geist der Hoffnung, aber eben nicht Sorglosigkeit, arbeitet die Bundesregierung auf die Beratungen des Mittwochs hin."
Die Bundesregierung und viele Bundesländer müssen sich seit längerem den Vorwurf gefallen lassen, dass mit AstraZeneca nicht genügend geimpft wird und der Impfstoff einfach rumliegen würde. Regierungssprecher Steffen Seibert rechtfertigt: "Vielleicht ist es einmal an der Zeit, zu diesem Überschuss, wie Sie es nennen - manche reden ja auch von herumliegenden AstraZeneca-Impfdosen usw. -, etwas zu sagen. Das ist sicherlich nicht so leicht in so einem Wort auszudrücken. Die Gründe dafür, dass AstraZeneca-Impfstoff noch unverimpft ist, könnten nämlich sehr unterschiedlich sein. In dieser Zahl ist auch relativ frisch gelieferter Impfstoff enthalten. Darin ist Impfstoff enthalten, der für eine zweite Impfung zurückgehalten wird, oder eben Impfstoff, der zwar noch nicht verimpft, aber schon für eine Impfung vorgesehen ist. Ich glaube also, dass man diesen Begriff vorsichtig verwenden muss.
Es ist ja sowieso so, dass es jetzt Veränderungen - das kann der Kollege aus dem Gesundheitsministerium noch besser erklären - gegeben hat. Die Gruppe der Erzieher, der Lehrer und der Kita-Kräfte, ist hochgestuft worden. Da gibt es also schon eine Flexibilisierung bezüglich der Reihenfolge. Aber eine grundsätzliche Freigabe zu diesem Zeitpunkt ist nichts, was die Bundesregierung verfolgt."
Das BMG ergänzt: "Im Grunde genommen wäre der Punkt erreicht, wenn wir ausreichend Impfstoff zur Verfügung haben und auch allen Menschen, die es wollen und in einer der bestimmten Priorisierungsgruppen sind, ein solches Impfangebot gemacht wurde. Ich kann Ihnen jetzt tatsächlich keine abschließende Zahl nennen. Aber grundsätzlich kann man, wenn wir halt wirklich genügend Impfstoff zur Verfügung haben, darüber nachdenken, damit auch in die Fläche zu gehen und auch in Hausarztpraxen zu impfen.
Der Minister hat sich ja vergangenen Freitag auch dazu geäußert. Zurzeit, wie hier auch Herr Seibert eben gesagt hat, sind noch genügend Menschen in der Priorisierungsgruppe 2, also Menschen mit Vorerkrankungen, Einsatzkräfte, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, bei denen wir davon ausgehen, dass sie sich auch impfen lassen wollen. Solange diese noch kein Impfangebot bekommen haben, könnten wir damit natürlich auch noch nicht in die Fläche gehen."
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung