Die Pflegebranche fühlt sich bei Corona-Tests benachteiligt
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Ab diesem Montag können sich Erzieherinnen und Tagesmütter kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. In der kommenden Woche startet dann die Testmöglichkeit für die Lehrkräfte. Dagegen in der Pflege sind solche Regelungen nicht vorgesehen, dieses stößt nun auf scharfe Kritik.
So können bis zu den Herbstferien das Personal in Schulen und Kitas im Wechsel alle zwei Wochen einen Abstrich machen lassen. Die Kosten übernimmt das Land.
"Ich halte es für einen Skandal, dass der Pflege und der Behindertenhilfe kostenfreie Tests verwehrt sind. Wir müssen doch die Gruppe derer, die am meisten gefährdet ist, schwer an Corona zu erkranken, besser schützen", sagte der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW, Christian Woltering, der Deutschen Presse-Agentur. So sei das Angebot für das pädagogische Personal eine sinnvolle Maßnahme, diese schaffe Vertrauen und helfe, das Infektionsrisiko zu minimieren, so Woltering. "Es ist nur völlig unverständlich, dass ausgerechnet für Personal in der Pflege und Behindertenhilfe nicht das Gleiche gilt. Wir halten sogar flächendeckende Reihentestungen für nötig", sagte er.
Die Gesundheitsämter könnten zwar vorsorgliche Reihentestungen anordnen, jedoch täten Sie dies aber in vielen Kommunen nur zögerlich, weil sie dann Teile der Kosten übernehmen müssen. „Hier ist das Land klar in der Verantwortung", sagte Woltering.
Eine Studie der Universität Bremen zeigte auf das besonders eine hohe Covid-Sterblichkeit von Heim-Bewohnern und ambulant betreuten Alten.
Danach ist die Sterblichkeit unter den Pflegebedürftigen mehr als 50 Mal so hoch wie zum Rest der Bevölkerung. (wir berichteten)
Stets weitreichende Folgen habe ein Corona-Ausbruch in einer Pflegeeinrichtung, abgesehen von dem hohen Risiko für schwere Verläufe unter den Bewohnern: Wenn die Belegschaft unter Quarantäne gestellt werde, müssten Pflegebedürftige womöglich auf andere Häuser verteilt werden - "mit allen sozialen Folgen, die das hat", sagte Woltering.
Kritik kommt auch vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), er kritisiert eine falsche Prioritätensetzung bei der Teststrategie: So werden für Schulen und Kindergärten, sowie für Reiserückkehrer ein kostenloser Test angeboten. „Mit Blick auf verfügbare Kapazitäten droht der Schutz der besonders von einer Infektion gefährdeten Gruppe der pflegebedürftigen Menschen dabei genauso vergessen zu werden wie der Schutz der zweiten Risikogruppe, nämlich unserer Pflegekräfte", kritisiert der bpa-Geschäftsführer Herbert Mauel. Die Pflegekräfte und Heimbewohner bräuchten endlich Zugang zu regelmäßigen Corona-Tests.
Autor: md / © EU-Schwerbehinderung