Mehr barrierefreie Wohnungen benötigt - Negativbeispiel Berlin
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Während die Immobilienpreise fallen, erleben die Mietpreise einen gegenteiligen Effekt, der sich aus dem mangelnden Angebot von freien Wohnungen ergibt. Insbesondere der Sozialbau fällt hier auf, denn bezahlbare Sozialwohnungen sind Mangelwahre. Das zeigt das Beispiel Berlin deutlich, denn hier ist bezahlbarer Wohnraum Mangelware.
In Berlin soll zwar der vom Amt übernommen Kalt-Mietzins auf 449 Euro angehoben werden, aber faktisch gibt es in ganz Berlin, das zeigt die Suche in entsprechenden Immobilien-Portalen, keinen freien Wohnraum für diesen Mietzins. Sozialsenatorin in Berlin, Cansel Kiziltepe, betonte zu Erhöhung der Mietzuschüsse für einkommensschwache Haushalte: „Die Erhöhung die Mietzuschüsse ist ein wichtiger Beitrag, um einkommensschwache Haushalte besser zu schützen. Niemandem ist geholfen, wenn Mietsteigerungen die Höhe der Mietzuschüsse übersteigen und die Bewohner umziehen müssen oder wohnungslos werden. Eine bezahlbare Wohnung schafft soziale Sicherheit und genau dazu dient die neue Regelung.“ Die "Erhöhung der Mietzuschüsse" ist somit in Berlin, eher als realitätsfremd zu betrachten, denn der Wohnungsmarkt bietet überwiegend nur noch Wohnungen zum Tausch an. Wohnungen, die oft nicht einmal barrierefrei sind, denn barrierefreier Wohnraum ist eher selten zu finden.
Menschen mit Behinderung, wir berichteten, haben oft einen Mehrbedarf bei Wohnungsgröße für Menschen mit BehinderungMenschen mit Behinderung mit Merkzeichen G oder aG die einen Rollstuhl benötigen und einen Grad der Behinderung von mindestens 50 haben, sowie bei Menschen mit einer Sehbehinderung und Blinde kann ein zusätzlicher Wohnraum von bis zu 15 m² bewilligt werden der über der allgemeinen Regelung zur Berechnung der Bedarfsgröße liegt, die sich nach Anzahl der im Haushalt lebenden Personen richtet.
Das „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“, trifft sich am 25. September nach einem Jahr Arbeit mit Bundeskanzler Olaf Scholz im Kanzleramt. Dabei werden Vorschläge vorgebracht, wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann. VdK-Präsidentin Verena Bentele erklärt dazu: „Wir dürfen bei den Diskussionen um bezahlbaren Wohnraum die barrierefreien Wohnungen nicht vergessen! Diese sind im vergangenen Jahr der Bündnis-Zusammenarbeit viel zu kurz gekommen. In naher Zukunft werden wir einen gravierenden Mangel haben – spätestens dann, wenn die Baby-Boomer-Generation einen erhöhten Bedarf anmeldet. Bereits jetzt fehlen rund 2,2 Millionen barrierefreie Wohnungen, doch die Nachfrage wird extrem ansteigen: In 20 Jahren werden über 21 Millionen Menschen 67 Jahre und älter sein.
Barrierefreie Wohnungen helfen allen: Familien, die mit dem Kinderwagen in die Wohnung müssen, Rollstuhlfahrenden, die in die Dusche fahren können, älteren Menschen, die die Treppen nicht mehr schaffen. Was spricht also dagegen, Neubauten von Anfang an barrierefrei zu gestalten? Das ist günstiger, als alte Wohnungen umzubauen und nützt allen. Wir als Bündnis müssen uns geschlossen dafür einsetzen, dass ein Mindeststandard für Neubauten festgelegt wird. Dieser Mindeststandard muss Eingang in die Bauordnungen finden. Nur so können wir den eklatanten Mangel an barrierefreien Wohnungen in absehbarer Zeit beheben.
Um auch alte Wohnungen barrierefrei umzubauen, ist es gut und wichtig, dass der Bund die Mittel im KfW-Programm „Altersgerecht umbauen“ verdoppelt hat. Klar ist aber auch: Reichen wird das noch lange nicht. Hier muss der Bund weiter nachbessern, damit Menschen lange in ihren Wohnungen bleiben können.“
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung