Insuline von morgen: Stoffwechsel wie bei Gesunden
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Die Vision ist ambitioniert: Neue Insuline und technische Hilfen sollen einen Stoffwechsel wie bei Gesunden herstellen. Das heißt, das Insulin soll nur dann wirken, wenn der Blutzucker steigt. Für Menschen mit Diabetes wäre das eine riesige Erleichterung: keine Unterzuckerungen mehr, keine hohen Glukosewerte. Im Fokus stehen Langzeitinsuline, die man nur einmal in der Woche spritzt, sowie solche, die ultraschnell ins Blut gelangen. Gearbeitet wird seit Jahrzehnten auch an Tabletten, die oral eingenommen werden können. Das berichtet das Apothekenmagazin "Diabetes Ratgeber" in seiner aktuellen Ausgabe.
Stabilere Werte und weniger Gewichtszunahme
Orales Insulin hätte einige Vorteile: Der Aufwand zu spritzen entfiele, daneben kommt es wie körpereigenes Insulin zuerst zur Leber. Weil es damit der natürlichen Insulinwirkung näherkommt, erhofft man sich stabilere Werte, insbesondere weniger Unterzuckerungen und weniger Gewichtszunahme durch die Therapie. Vor kurzem wurde zum Beispiel ein Smartinsulin - ein Insulin, das nur wirkt, wenn der Blutzucker zu stark steigt - zum Einnehmen erfolgreich bei Tieren angewendet. "Dabei hat ein australisch-norwegisches Team Insulin an winzige Teilchen (Nanoträger) geheftet und speziell beschichtet.
Das Konstrukt gelangt zur Leber und gibt das Hormon nur frei, wenn der Blutzucker steigt", berichtet Prof. Dr. Thomas Forst, Diabetologe und medizinischer Direktor an einem privaten Forschungsinstitut in Mannheim im Interview mit dem "Diabetes Ratgeber". Ab dem kommenden Jahr soll es an Menschen erprobt werden.
Nur einmal wöchentlich spritzen statt täglich
Kürzlich auf den Markt gekommen ist im September das Präparat Icodec als das erste lang wirkende Insulin, das man statt täglich nur einmal in der Woche spritzen muss. Die ultralange Wirkung gelingt etwa dadurch, dass Icodec im Blut stark an das Eiweiß Albumin bindet. Aus dieser Bindung löst sich das Insulin dann langsam und gleichmäßig. Es eignet sich vor allem bei Typ-2-Diabetes. Bei Typ 1 kann es - verglichen mit täglich gegebenem lang wirkendem Insulin - häufiger zu Unterzucker führen.