Deutscher Ethikrat rät derzeit von einer Immunitätsbescheinigungen ab
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Der Ethikrat empfiehlt zum derzeitigen Zeitpunkt keine Einführung eines Ausweises zur Bescheinigung einer Immunität gegen das Coronavirus. Der Ethikrat hat diesen Dienstag in Berlin eine Stellungnahme veröffentlicht, in der solch ein Schritt zurzeit einstimmig abgelehnt wurde.
So bestünde „erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich der Ausprägung und des zeitlichen Verlaufs einer Immunität und Infektiosität”, hieß es. Frei verkäufliche Tests zum Nachweis einer Immunität gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 sollten aufgrund ihrer zweifelhaften Verlässlichkeit strenger reguliert werden.
Falls in Zukunft es jedoch möglich sein sollte, die Immunität hinreichend verlässlich nachzuweisen, ist die Hälfte der Ratsmitglieder der Auffassung, dass eine Bescheinigung stufenweise eingeführt werden könnte, so sein anlassbezogen oder bereichsspezifisch - unter bestimmten Bedingungen sinnvoll.
Solch einen Nachweis lehnt die andere Hälfte der Ratsmitglieder ab, aus praktischen, ethischen oder rechtlichen Gründen. Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte den Ethikrat um seine Stellungnahme gebeten.
Ungeachtet dieser unterschiedlichen Positionierungen spricht sich der Ethikrat in weiteren gemeinsamen Empfehlungen dafür aus, die Bevölkerung umfassend über einen gemeinwohlorientierten Infektionsschutz aufzuklären und über die Aussagekraft von Antikörpertests zu informieren. Darüber hinaus empfiehlt der Ethikrat eine zielgerichtete und koordinierte Erforschung der infektiologischen und immunologischen Eigenschaften des neuartigen Coronavirus.
Zur Stellungnahme des Deutschen Ethikrats zu Immunitätsbescheinigungen in der Covid-19-Pandemie erklären Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Gesundheitsförderung von den Grünen, und Kordula Schulz-Asche, Berichterstatterin für Infektionsschutz von den Grünen:
„Die Absage des Ethikrats an einen Immunitätsausweis ist folgerichtig. Jens Spahn hat die Debatte ohne jede wissenschaftliche Grundlage angestoßen. Dieser Schnellschuss hat gedroht, die Solidarität im Umgang mit der Covid-19-Pandemie zu untergraben. Der Wunsch, die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf unser gesellschaftliches Leben so gut wie möglich einzudämmen, ist nachvollziehbar. Es ist aber immer noch viel zu wenig über das Virus und die Dauer und Robustheit einer möglichen Immunität bekannt. Es ist nicht verantwortlich, den Immunitätspass als eine Art Freifahrtschein darzustellen, wie dies durch Spahn versucht wurde.“
Autor: dm / © EU-Schwerbehinderung