Pflege: Personaluntergrenzen fordern heraus
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Viele Klinikmanager finden die Einführung verpflichtende Personalschlüssel für den Pflegedienst richtig. Vor allem woher sollen die Pflegekräfte herkommen und wie soll der richtige Personalschlüssel berechnet werden?
Wobei die Personaluntergrenzen scheinbar Segen und Fluch sind. Segen, denn sie senken auf langer Sicht die Arbeitsbelastung der Pflegefachkräfte.
Dieses sorgt dafür das der Pflegeberuf wieder an Attraktivität gewinnt. Somit können wieder jüngere Menschen für die Ausbildung in der Pflege begeistert werden. In Deutschland betreut eine ausgebildete Pflegekraft 13 Patienten in durchschnitt, wobei in anderen Ländern die Zahl deutlich geringer ist Beispielsweise in Schweden 7,7 in der Schweiz 7,9 und in den USA 5,3. Für die Klinikmanager ist Personaluntergrenze eher ein Fluch, denn durch den leergefegten Arbeitsmarkt gibt es kaum Pflegefachkräfte.
Es ergibt sich die Frage wie überhaupt die Personaluntergrenze erreicht werden kann, wenn es keine Bewerber gibt auf dem Arbeitsmarkt in der Pflege. Der Vorstandsvorsitzende Alexander Schmidtke vom Klinikum Augsburg sagte: „Für zielgenaue Personaluntergrenzen fehlen bisher die empirisch ermittelten und evident belegbaren Grundlagen". Dennoch ist klar das eine bessere Personalausstattung zu besseren Ergebnissen führt.
Auch eine Untersuchung des Hamburger Gesundheitsökonomen Professor Jonas Schreyögg zeigt, dass es zusammenhänge gibt mit der Besetzung und der Behandlungsqualität. Wenn die Krankenhäuser besser personell besetzt sind können viele Harnwegsinfektionen Dekubiti, Sepsen oder physiologische/metabolische Entgleisungen vermieden werden. Durch den mehr Gewinn an Personal kann besser hingesehen werden und im Notfall schnell geholfen werden.
Die Pflegedirektoren und Klinikmanager fürchten mangelnde Flexibilität. Schmidtke sagte: „Es muss explizite Ausnahmeregelungen bei Nichtverfügbarkeit von Personal und unvorhergesehenen Notfällen geben.“ Auch wird befürchtet das durch die Untergrenzen den Führungskräften die Steuerungsmöglichkeiten genommen werden. Schmidtke sagte: “Es müssen jetzt schon wegen Personalmangels Stationen geschlossen werden, die Patienten werden dann durch ganz Bayern geschickt und keiner will sie aufnehmen.“
Es stellt sich die Frage wie soll es denn erst nach der Einführung der Personaluntergrenzen weitergehen? Zum nächsten Jahr sollen die Personaluntergrenzen zwingenden für bestimme Pflegebereiche eingeführt werden. In einem Bericht hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der GKV-Spitzenverband an das Bundesgesundheitsministerium sechs Bereiche genannt: Herz- und Unfallchirurgie, Neurologie, Geriatrie, Intensivmedizin und Kardiologie.
Woran sich die Untergrenze orientiert, darüber waren sich beide Seiten laut Zwischenbericht nicht einig. Denn die DKG versteht ein Mindestverhältnis von Pflegekräften zu Patienten, wobei der GKV-Spitzenverband dagegen die unterschiedliche Pflegelast der betreuenden Personen berücksichtigt möchte.
Es wird als Zwischenlösung ein Ansatz geprüft, der die Pflegefachkräfte zu den Pflegeerlösen eines Krankenhauses im Jahresdurchschnitt im Verhältnis setzt. “Dieses Vorgehen schafft Transparenz darüber, inwieweit die finanziellen Mittel für die Pflegekräfte auch tatsächlich dafür eingesetzt werden", so im Zwischenbericht. Durch den Politischen Druck wird schnellstmöglich nach einer Lösung gesucht. Doch eine kurzfristige Lösung hat bisher niemand.
Es fehlt bisher an einer Lösung die weder die Politik, die betroffenen Kliniken und die Selbstverwaltungen haben.
Quelle: aerztezeitung.de