Putins Rede ist ein Abgrund an Zynismus
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Der Russische Präsident Wladimir Putin hat am 9. Mai zum „Tag des Sieges“ über das nationalsozialistische Deutschland eine Rede gehalten. Das Straubinger Tagblatt kommentierte die Rede von Putin mit: Es waren schwer erträgliche knappe zehn Minuten auf dem Roten Platz in Moskau, auf die die Welt mit Spannung gewartet hatte. Wird der Diktator eine neue Eskalationsstufe zünden?
Dem Westen mit Atomwaffen drohen? Die Generalmobilmachung anordnen? Nichts dergleichen. Stattdessen gab es ein erschütterndes wie zynisches Feuerwerk abgestandener Lügen und Halbwahrheiten, triefendem Nationalismus, kruder Weltsicht und Geschichtsvergessenheit sowie Verachtung für die Ukraine und den Westen. Wladimir Putin, der längst alle Merkmale des Faschisten erfüllt, heroisierte sich abermals als Kämpfer gegen angebliche Neonazis. Ein schauerliches Spektakel.
Es ist schwer erträglich, eine solche Rede zu hören. Aber zumindest hat Putin entgegen vielen Erwartungen im Westen dies nicht getan, berichtete die Frankfurter Rundschau. Weiter heißt es: Er hat der Ukraine nicht offiziell den Krieg erklärt und auch nicht mit einer Verschärfung des Krieges gedroht, er hat keine Generalmobilmachung angekündigt und nicht von einem dritten Weltkrieg gesprochen.
Es ist bitter, dass man schon darüber froh sein muss. Und es ist nicht vorherzusehen, ob Putin tatsächlich nach einem Ausweg sucht oder sich mit dieser zwar aggressiven, aber die Lage nicht unmittelbar verschärfenden Rede nur Luft verschaffen wollte. Aber die Hoffnung, dass die vom Westen schwer bewaffnete Ukraine diesen Krieg um das eigene Land und die Freiheit in Europa nicht verlieren wird, ist ein kleines Stück größer geworden. Es ist auch nicht zu überhören, dass Putin russische Todesopfer einräumt. Er kann der eigenen Bevölkerung die Mär von der "Spezialoperation" nicht mehr lange verkaufen. Ein Krieg wird sie mehr ängstigen.
Autor: Straubinger Tagblatt/ Frankfurter Rundschau/ dm