Stigmatisiert die AfD psychisch kranke?
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Heute hat die AfD in einer kleinen Anfrage wissen wollen wie viele Flüchtlinge sich in Deutschland nach Kenntnis der Bundesregierung derzeit in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung befinden. Auch erkundigt sie sich in einer Kleinen Anfrage (19/14807) unter anderem nach den Staatsangehörigkeiten der "psychisch kranken Straftäter, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind".
Die Motive solch einer Anfrage sind unklar. Jedenfalls hat diese Anfrage für berechtigte Kritik gesorgt, denn so eine Anfrage lässt durchaus den Verdacht zu, dass hier eine Stigmatisierung statt findet.
"Die Herkunft von Menschen und möglicherweise daraus folgende Risiken spielen für eine Behandlung keine Rolle," sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. "Ob jemand als Gefährder eingestuft wird, ist nicht Sache von Psychiatern, sondern Aufgabe der Polizei. Wird jemand als Gefährder eingestuft und eine psychische Erkrankung angenommen, muss die Polizei mit der forensischen Psychiatrie zusammenarbeiten", so Loheide weiter.
"Psychisch kranke Menschen sind weit öfter Opfer als Täter", erläutert der BeB- Vorsitzende Uwe Mletzko. "Es darf nicht sein, dass hier ein pauschaler Zusammenhang hergestellt und psychische Erkrankung automatisch mit einer drohenden Gefahr für unsere Gesellschaft assoziiert wird. Diese Menschen brauchen unsere Solidarität und ein funktionierendes System der Versorgung und Rehabilitation."
Weiter heißt es von der Diakonie Deutschland:
Sicherlich gibt es psychisch kranke Flüchtlinge, die infolge von Kriegserfahrungen oder den Umständen ihrer Flucht traumatisiert sind. Sie benötigen aber bestmögliche Unterstützung und Hilfe, nicht Ausgrenzung, erklären beide. Daher sei es wichtig, dass sie Zugang zu psychiatrischen und psychotherapeutischen Angeboten haben.
Erst vor wenigen Wochen hatte eine Kleine Anfrage im Deutschen Bundestag nach dem Anteil psychisch kranker Menschen mit Erwerbsminderungsrente gefragt (wir berichteten), deren Arbeits- bzw. Leistungsfähigkeit und den volkswirtschaftlichen Verlusten, die dadurch entstehen. Und bereits im vergangenen Jahr wurde in einer Kleinen Anfrage ein abwegiger Zusammenhang zwischen Inzucht, Migration und Behinderung hergestellt.
Die Diakonie Deutschland und der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe stellen sich entschieden gegen diese Versuche, die Schwächsten in der Gesellschaft in den Fokus zu nehmen, und gegeneinander auszuspielen.
Autor: Redaktion / © EU-Schwerbehinderung