Weltkindertag: Kinderrechte müssen auch in Pandemiezeiten gelten
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Anlässlich des Weltkindertages am 20 September ruft die niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, im Alltag vermehrt auf die Situation von Kindern zu achten. „Kinderschutz geht alle an! Nicht nur am Weltkindertag, sondern jeden Tag. Gerade in der aktuellen Zeit der Corona-Pandemie, wenn krisenhafte Belastungen zum Aufflammen von Konflikten führen kann, ist es wichtig, dass Nachbarn, Bekannte genau wie Erwachsene in Schule, Kita oder Vereinen genau hinsehen.“
Niedersachsen verfügt über eine ausgeprägte Hilfs- und Beratungsstruktur im Kinder- und Jugendschutz. Hierzu gehört eine proaktive Öffentlichkeitsarbeit, die immer wieder zum Hinschauen und Handeln aufrufen soll. „Seit 2019 setzen wir mit unserer Sensibilisierungsoffensive ‚Kinderschutz geht alle an‘ auf eine breite Information der Öffentlichkeit“, unterstreicht die Ministerin.
Neben unterschiedlichen Informationsmaterialen zeigt jetzt auch Video Kindern und Jugendlichen Unterstützungsmöglichkeiten auf. Das Video ist in den sozialen Medien zu sehen und kann von den vom Land geförderten Einrichtungen kostenfrei genutzt werden.
Gewalt gegen Kinder werde leider immer noch in Teilen unserer Gesellschaft verharmlost; ein „Klaps auf den Po“, Anschreien oder Ohrfeigen als legitime Erziehungsmittel betrachtet, so Dr. Carola Reimann. „Vor genau zwanzig Jahren wurde das Gesetz ‚zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung‘ auf den Weg gebracht. Körperliche Bestrafungen sind seither ebenso tabu wie entwürdigende Behandlung insgesamt. Diesen Meilenstein in der Gesetzgebung wollen wir in Niedersachsen mit Öffentlichkeitsmaßnahmen wieder verstärkt in Erinnerung rufen.“
Anlässlich des Weltkindertages am 20. September erklärt Katja Dörner, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Kinder- und Familienpolitik von den Grünen:
Der diesjährige Weltkindertag steht ganz im Zeichen der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen auf die Situation von Kindern und Jugendlichen.
Die Erfahrungen der letzten Monate haben eines deutlich gemacht: Kinderrechte müssen immer gelten, gerade auch in Krisenzeiten. Die wochenlangen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen und die lange andauernden Schul- und Kita-Schließungen haben Kinder viel stärker in ihren Rechten eingeschränkt, als den meisten Erwachsenen bewusst war. Die wechselnden Debatten um Lockerungen und Verschärfungen der Schutzmaßnahmen sind lange Zeit allein aus der Sicht Erwachsener getroffen worden. Ein riesiger Fehler, der sich nicht wiederholen darf.
Obwohl die Lage sich etwas entspannt hat, ist auch klar: Die Krise ist noch nicht vorbei. Mit steigendem Infektionsgeschehen könnten auch wieder Verschärfungen der Schutzmaßnahmen notwendig werden. Wir müssen auf allen Ebenen dafür sorgen, dass Kinder nicht wieder zu Hauptverlierern der Krise werden. Ihre Rechte gehören in den Mittelpunkt. Die Politik muss die Perspektive von Kindern auch im Pandemiefall immer mitdenken.
Damit alle Kinder die Krise gut überstehen, sagen wir: Wir brauchen einen monatlichen finanziellen Zuschlag für die Versorgung von Kindern aus ärmeren Familien. Wir müssen Bildungschancen für alle Kinder sichern. Kein Kind darf vom digitalen Lernen ausgeschlossen sein. Kinder mit speziellen Förderbedarfen müssen diese auch bekommen. Wir müssen für bessere Strukturen beim Gewaltschutz sorgen. Wir müssen Druck aus den Familien nehmen und für den Zeitraum der Pandemie ein Corona-Elterngeld einführen, falls Schulen und Kitas schließen und Berufstätige ihre Kinder zu Hause betreuen müssen.
Und wir müssen endlich starke Kinderrechte ins Grundgesetz aufnehmen. Damit würden alle staatlichen Ebenen verpflichtet, das Wohl von Kindern in den Mittelpunkt ihres Handelns zu stellen. Die Rechte und Interessen von Kindern könnten dann nicht mehr einfach ignoriert werden. Die Koalition muss hier endlich aktiv werden und mit uns über einen konkreten Vorschlag ins Gespräch kommen.
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung