Projekt „Inklusive Bildung“ in Niedersachsen droht zu scheitern

  • 18 Sep
Bildbeschreibung: Mehrere Kinder in einem Klassenraum.

Über das „Projekt Inklusive Bildung“ sollen sechs Menschen aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) in enger Kooperation mit Hochschulen binnen drei Jahren zu Bildungsfachkräften qualifiziert werden. Angestrebt wird, dass diese Fachkräfte nach der Qualifizierung Studierenden sowie Lehr-, Fach- und Führungskräften die spezifischen Bedarfe und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen durch erworbene qualifizierte Expertise in eigener Sache vermitteln. Auf diese Weise werden Menschen ohne Behinderungen für die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen sensibilisiert und es werden große Effekte zur Kompetenzentwicklung bei Menschen ohne Beeinträchtigungen erzielt.

Mit dem Projekt werden Menschen mit Beeinträchtigungen aus einer WfbM für den allgemeinen Arbeitsmarkt weiterqualifiziert. Sie sind als Experten und Expertinnen in eigener Sache zum Thema Inklusion in ganz Niedersachsen unterwegs.

Bildungsfachkräfte gibt es bereits in vielen anderen Bundesländern, wie in Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. In Niedersachsen gibt es sie bisher aber leider nicht.

Das Projekt droht in Niedersachsen nicht realisiert werden zu können, da die Mittel für die Ausbildung der Bildungsfachkräfte im Haushalt 2025 und für die Folgejahre in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro auf der Haushaltsklausur der Landesregierung im Sommer 2024 nicht bewilligt wurden.

Dies bedauern die Niedersächsische Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen, Annetraud Grote, der Landesbeirat für Menschen mit Behinderungen und der Landesgeschäftsführer des Lebenshilfe Landesverbands Niedersachsen e.V. Niedersachsen, Frank Steinsiek, zutiefst.

„Die Durchführung des Projektes darf nicht von der Bereitstellung der notwendigen Haushaltsmittel abhängen“, kritisiert Grote.

Die Landesbehindertenbeauftragte Grote führt weiter aus: „Das `Projekt Inklusive Bildung`, hinter dem alle involvierten Ministerien sowie Politikerinnen und Politiker der regierenden Parteien inhaltlich und politisch stehen, darf nicht wegen fehlender finanzieller Mittel scheitern. Mit diesem Projekt werden Menschen mit Beeinträchtigungen zu Experten und Expertinnen in Sachen Inklusion qualifiziert. Sie erreichen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren eine enorme Reichweite in ganz Niedersachsen. An den Hochschulen wird viel über Menschen mit Behinderungen gesprochen, aber nur selten mit ihnen. Daher ist dieses Projekt so wichtig für Niedersachsen, um der Maxime “nichts ohne uns über uns“ Rechnung zu tragen.“

Der Landesgeschäftsführer der Lebenshilfe Niedersachsen Steinsiek ergänzt: „Es gibt einen Widerspruch: Das Projekt „Inklusive Bildung“ wurde bereits im letzten sowie auch in dem neuen Aktionsplan des Landes Niedersachsen als wichtiges Ziel als Maßnahmen ausdrücklich benannt. Nun muss es hierfür auch eine finanzielle Förderung geben.“

Nunmehr werden sich die Unterstützerinnen und Unterstützer dieses Projektes dafür einsetzen, dass die notwendigen Mittel über die „politische Liste“ eingeworben werden.

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