Für mehr Gesundheit braucht es mehr Beteiligung junger Menschen

  • 14 Okt
Bildbeschreibung: Zwei Studentinnen die sich Unterhalten.

Eine bessere Einbindung und Förderung junger Menschen sind unverzichtbar, um eine gesündere, chancengerechtere und zukunftsfeste Gesellschaft zu gestalten. Das ist die Kernaussage einer Erklärung des WHO Youth Council, die der 25-köpfige Jugendrat der Weltgesundheitsorganisation WHO im Rahmen des World Health Summits in Berlin gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht hat. Die junge Generation leide besonders stark unter den globalen Krisen, betonten die Verfasser:innen der Erklärung. Erst kürzlich hatte die WHO darauf verwiesen, dass zahlreiche Krankheitsbilder bei jungen Menschen weltweit zunehmen, vor allem psychische und sexuelle Erkrankungen. Bei der Suche nach Lösungen gelte es, junge Menschen nicht nur anzuhören, sondern sie in eine aktive Rolle zu bringen. Auf der Basis ihrer Einsatz- und Leistungsbereitschaft sowie ihrem gesellschaftlichen Verständnis sollte ihnen mehr Verantwortung übertragen werden.

Konkret ruft der WHO Youth Council beispielsweise dazu auf, mehr Chancengerechtigkeit und Inklusion im Bildungswesen sowie bei der Anwendung neuer Technologien zu schaffen. Weiterhin sollte die Gesundheitsversorgung stärker auf Prävention ausgerichtet werden und Menschen aus benachteiligten Gruppen ein gleichberechtigter Zugang zu Gesundheitsleistungen gewährleistet werden. Zudem appellieren die Verfasser:innen der Erklärung, Jugendorganisationen besser zu unterstützen und es jungen Menschen zu ermöglichen, die (Gesundheits-)Politik mitzugestalten, sowohl durch neue Formate zur Partizipation als auch durch echte Aufgeschlossenheit gegenüber ihren Positionen und Erfahrungen. Neben der Bertelsmann Stiftung unterstützen deutsche wie internationale Jugendorganisationen die Erklärung, darunter das SV-Bildungswerk, das Digital Transformations for Health Lab und das Junior Doctors Network of the World Medical Association.

„Für eine starke Demokratie braucht es auch die Stimme der jungen Menschen“

„Junge Menschen machen rund ein Drittel der Weltbevölkerung aus, sind jedoch an politischen Entscheidungsprozessen unzureichend beteiligt. Das ist deshalb problematisch, weil sie von den Folgen heutiger Weichenstellungen lange betroffen sind. Wenn ihre Positionen kein Gehör finden, kommt es zu einer unausgewogenen Meinungsbildung. Für eine starke Demokratie braucht es auch die Stimme der jungen Menschen“, sagt Ralph Heck, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung.

„Die WHO hat sich verpflichtet, den Stimmen junger Menschen mehr Gehör zu verschaffen, um unsere gemeinsame Vision von Gesundheit für alle zu verwirklichen“, betont Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor. „Die vom WHO-Jugendrat herausgegebene Erklärung für das Schaffen gesunder Gesellschaften tut genau das. Sie kanalisiert die Ideen, Ratschläge und Maßnahmen der Jugend zu einem kraftvollen Aufruf zum Wandel und zeigt, was erreicht werden kann, wenn sich junge Menschen aktiv an der Gestaltung ihrer Gesundheit und Zukunft beteiligen.“

Brigitte Mohn, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, sagt: „Gesundheit hat viele Facetten und besitzt eine hohe gesellschaftliche Relevanz für die Weiterentwicklung und Transformation der Gesellschaften auf allen Kontinenten. Hier brauchen wir die Perspektive der jungen Menschen. Sie müssen unabdingbar bei allen Entscheidungen mit einbezogen werden, etwa beim Wandel zur digitalen und nachhaltigen Wirtschaft, der Gestaltung von Sozialem Leben im digitalen Zeitalter und der Entwicklung neuer Ansätze eines weltweiten Zugangs zu Bildung und natürlichen Ressourcen. Sie sind es, die die Zukunft ihrer Länder mitgestalten müssen und zu einem späteren Zeitpunkt zu verantworten haben.“

Handlungsaufforderungen in den politischen Prozess einspeisen

Daniela Schwarzer, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, ergänzt: „Auch im Gesundheitsbereich lassen sich die großen Herausforderungen nur auf internationaler Ebene und durch enge Kooperation lösen. Die vom WHO Youth Council beschriebenen Maßnahmen liefern eine gute Ausgangsbasis. Ihre Umsetzung hängt jedoch entscheidend davon ab, ob es gelingt, die Handlungsaufforderungen in den politischen Prozess einzuspeisen. Hier sind die politischen Entscheidungsträger:innen gefragt, sich ernsthaft mit den Vorschlägen der jungen Gesundheitsexpert:innen auseinanderzusetzen.“

Als Jugendrat der Weltgesundheitsorganisation gehören dem WHO Youth Council 23 internationale Jugendorganisationen an, die sich auf unterschiedliche Weise für die Förderung der öffentlichen Gesundheit auf globaler und regionaler Ebene einsetzen. WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Ghebreyesus rief den WHO Youth Council Anfang 2023 ins Leben, um junge Menschen stärker in die Arbeit der Weltgesundheitsorganisation einzubinden. Auf Einladung der WHO und der Bertelsmann Stiftung kam der WHO Youth Council vom 10. bis 12. Oktober zu seinem Jahrestreffen im Berliner Haus der Stiftung zusammen.

Im Zuge seiner beratenden Funktion für den WHO-Generaldirektor wird der Jugendrat die Inhalte der Erklärung auch mit ihm diskutieren. Mit seinen Forderungen richtet sich der WHO Youth Council an ein breites Spektrum von Akteur:innen. Nur im engen Schulterschluss zwischen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf internationaler wie nationaler Ebene ließen sich die nötigen Fortschritte erzielen, heißt es in der Erklärung.

Zusatzinformationen:
Der World Health Summit (WHS) zählt zu den führenden Gesundheitskonferenzen weltweit und findet seit der Premiere 2009 jährlich in Berlin statt. Inzwischen verzeichnet die Konferenz mehr als 4.000 Teilnehmende aus über 100 Ländern vor Ort, viele weitere nehmen digital teil. Der WHS steht unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundeskanzlers, des französischen Staatspräsidenten sowie des Generaldirektors der WHO (seit 2019). Der WHS positioniert globale Gesundheit als zentrales politisches Thema sowie Gesundheit als ein Menschenrecht und orientiert sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen.

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