Der neue Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Mario Reiß, wirft der Deutschen Bahn vor, Infrastruktur und Schienennetz Mittel vorenthalten zu haben. „Die Wahrheit ist, dass man über all die Jahre selbst die Mittel, die man zur Verfügung hatte, nicht genutzt hat, um das System Eisenbahn zu stärken“, sagte Reiß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Stattdessen sei das Geld als „Spielgeld“ in Auslandsgeschäfte gesteckt worden. Die Folge: „Der Zustand der Deutschen Bahn ist so schlecht wie noch nie.“
Reiß kritisierte, der DB-Vorstand schiebe die Schuld in Richtung Bund, obwohl er selbst für viele Entscheidungen verantwortlich sei. Ein grundlegendes Problem sieht Reiß in der Form der Aktiengesellschaft, der DB AG. Denn das Aktienrecht lasse auch den Bund als Eigentümer nicht überall reinschauen. „Selbst wenn wir bei der DB einen Aufsichtsrat haben, in dem auch Bundesvertreter sitzen, sind die verpflichtet, bestimmte Informationen zur DB geheim zu halten.“
Die AG-Struktur verlange von der Bahn-Tochter InfraGo zudem, Gewinne zu erwirtschaften, so dass nun Trassenpreis-Erhöhungen anstehen. „Und jeder, der mit der Bahn fährt, reibt sich die Augen, weil die Trassennutzung dermaßen teuer wird, dass sich private Wettbewerber fragen, ob sie überhaupt noch auf der Schiene fahren können.“
Auch die derzeit laufende Generalsanierung belaste durch monatelange Komplettsperrungen die Bahnreisenden, beklagt Reiß, und schlägt vor, die mit zwei Gleisen ausgestatteten Strecken besser im Wechsel zu sanieren und zu befahren. „So würde der Betrieb in der Region nur halbiert.“
Reiß, der im September Claus Weselskys Nachfolge an der Spitze der für ihre Streikbereitschaft bekannten GDL antrat, will inhaltlich an der bisherigen Linie festhalten. Aber: „Derzeit kennt man die GDL überall, wo man über uns spricht, nur im Konflikt.“ Das will Reiß ändern, im Auftreten, im Ton und durch mehr konstruktive Vorschläge zum Thema Bahn.
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