Start des Modellprojekts "Inklusion mit Schwerpunkt Autismus" am Kronberg-Gymnasium Aschaffenburg
- Lesezeit: 5 Minuten
Autismus kann in Ausprägung und Symptomen sehr unterschiedlich sein und reicht von kleineren Einschränkungen im Sprachgebrauch bis hin zu sehr hohem Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Autistische Schülerinnen und Schüler finden sich in allen Schularten Bayerns und sind selbstverständlicher Teil der Klassengemeinschaften und des Schullebens. Im Zentrum der Bemühungen steht dabei stets der individuell passende Umgang mit dem einzelnen Kind. Vor allem aufgrund der Vielschichtigkeit und der großen Bandbreite der Störungsbilder gibt es keine eigenen Schulen für autistische Schülerinnen und Schüler im Freistaat.
In besonderer Weise nimmt sich nun das Kronberg-Gymnasium Aschaffenburg des schulischen Umgangs mit autistischen Schülerinnen und Schülern an: Um diese Gruppe möglichst passgenau zu fördern und gleichzeitig zu fordern, hat die Schule zum neuen Schuljahr 2023/24 das Modellprojekt „Inklusion mit Schwerpunkt Autismus“ ins Leben gerufen.
Kultusstaatssekretärin Anna Stolz, der das Thema Inklusion sehr am Herzen liegt, freut sich, dass das Kronberg-Gymnasium hier eine Vorreiterrolle einnimmt, und betont: „Wir wollen junge Menschen mit Autismus insbesondere an den weiterführenden Schulen bestmöglich unterstützen. Kinder und Jugendliche mit Autismus verfügen über ein großes Potenzial, und das können sie nur ausschöpfen, wenn sie im Unterricht auch die nötige Förderung erhalten. Denn Inklusion gelingt nur, wenn wir unsere Kräfte bündeln und zusammenarbeiten. Die Schulfamilie des Kronberg-Gymnasiums leistet hier gemeinsam mit der Stadt Aschaffenburg einen entscheidenden Beitrag. Das finde ich großartig und dafür bedanke ich mich bei allen Beteiligten ganz herzlich!“
Ziel des Projekts:
Ziel des Modellprojekts am Gymnasium Kronberg Aschaffenburg ist es zu zeigen, unter welchen Voraussetzungen und mithilfe welcher Maßnahmen Schülerinnen und Schüler mit Autismus an weiterführenden Schulen möglichst gut gefördert werden können.
OStD Henrik Barz, Schulleiter des Kronberg-Gymnasiums, hebt besonders den positiven Effekt des Projekts hervor: „Dabei soll gemäß dem Schulmotto "Gemeinsam lernen - zusammenwachsen" auch deutlich werden, dass gelebte Inklusion nicht nur für die Inklusionsschülerinnen und -schüler, sondern die gesamte Schulgemeinschaft gewinnbringend ist. Denn Inklusion setzt eine von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägte Grundhaltung voraus, die alle Mitglieder der Schulgemeinschaft für sich entwickeln und ausgestalten müssen.“
Zusammenarbeit mit weiteren Partnern:
Der Schlüssel zum schulischen Erfolg und einer gelungenen sozialen Interaktion liegt in der engen Zusammenarbeit der Schulen mit weiteren schulischen Partnern wie dem Mobilen Sozialpädagogischen Dienst (MSD), der u.a. Fortbildungen zum Thema Autismus anbietet. Des weiteren ist eine Kooperation mit außerschulischen Partnern wie der Jugendhilfe und dem Schulaufwandsträger fester Bestandteil des Projekts.
„Wir sehen in der Jugendhilfe immer wieder Schülerinnen und Schüler mit Autismus, die ihr Potenzial an der Schule nicht entfalten können und stationär - oft entfernt vom Wohnort - untergebracht werden“, so die Schul- und Sozialreferentin der Stadt Aschaffenburg, Bürgermeisterin Jessica Euler. „Bis dahin haben diese oft einen langen Leidensweg hinter sich. Es ist der Stadt Aschaffenburg wichtig, dass Schule vor Ort gelingt, und junge Menschen mit Autismus gut integriert werden und einen guten Weg gehen können. Deswegen ist für uns diese Kooperation sehr bedeutsam. Alle Beteiligten haben im Vorfeld bei der Entwicklung des Modellversuchs sehr eng und intensiv zusammengearbeitet, wir sind von einer erfolgreichen Umsetzung überzeugt.“
Eine gute Vernetzung aller Beteiligten hält auch Anna Stolz für extrem wichtig: „Uns muss klar sein: Inklusion geht uns alle an, es ist eines der großen Themen unserer Zeit. Wir haben hier in Bayern schon viel erreicht und mindestens noch einmal so viel vor. Das Kronberg-Gymnasium in Aschaffenburg geht mit seinem Modellversuch nun einen nächsten wichtigen Schritt. Dabei wünsche ich von Herzen viel Erfolg und gutes Gelingen. Die größten Gewinner sind am Ende die, auf die es ankommt: unsere Schülerinnen und Schüler.“
Projektdauer und „Multiplikatorfunktion“ des Gymnasiums:
Das Projekt erstreckt sich über die Schuljahre 2023/2024 und 2024/2025 und wird in vielfältiger Form vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus sowie von der Stadt Aschaffenburg unterstützt. Zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch ist außerdem ein „Runder Tisch“ geplant. Dem Kronberg-Gymnasium kommt in Zukunft eine besondere Rolle als „Multiplikator“ zu, indem es Wissen und Tipps im Umgang mit Autismus an andere Schulen weitergeben wird.
Die Schule ist dabei eine von mehreren „Konzeptschulen Autismus“. In diesem Rahmen erhalten bayernweit einige wenige Schulen aller Schularten die Möglichkeit, Wege zu finden und Möglichkeiten zu erproben, um den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen autistischer Schülerinnen und Schüler unter den schulartspezifisch und örtlich jeweils gegebenen Rahmenbedingungen in Schule und Unterricht besser gerecht werden zu können. Die Erkenntnisse sollen anschließend anderen Schulen zugänglich gemacht werden. Die „Konzeptschulen Autismus“ sind Teil der schulbezogenen Maßnahmen der „Autismusstrategie Bayern“, mit der die Bayerische Staatsregierung in grundsätzlich allen Lebensbereichen die Situation von Menschen mit Autismus in Bayern verbessern will.