Wie Menschen mit Behinderungen medial ausgeschlossen werden
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Wie gut sich Nachrichten konsumieren lassen, ist im Wesentlichen von mehreren Faktoren abhängig. Eines der Basisfaktoren ist die Form, wie Nachrichten kommuniziert werden. Ob leicht verständlich, oder nur in Form von schwer formuliert und verständlichen Inhalten.
Bei "leicht verständlich" denken viele sofort an Nachrichten in einfacher Sprache, also an Inhalte, die auch von Menschen mit kognitiven Einschränkungen gut nachvollzogen werden können. Oft wird der Begriff "Einschränkungen" direkt mit Menschen mit Behinderungen in Verbindung gebracht. Das ist jedoch ein Irrtum, denn das Verständnis von Informationen hängt von vielen Faktoren ab, darunter der Bildungsstand, das Alter und zunehmend auch der soziale Status.
Für Konsumenten ist es somit nicht unerheblich, aus welcher Quelle sie sich informieren. Besonders der Blick auf die Tagesszeitungen zeigt die Vielfallt. Einige Publikationen wählen bewusst als Leserschaft jene aus, die auch mit komplizierten Formulierungen zurechtkommt, andere wiederum versuchen mit ihrer Formulierung die breite Masse zu erreichen.
Nur wenige Publikationen sind auf einfache Sprache ausgerichtet oder erscheinen in dieser Form. Für betroffene Menschen kann das schnell den Eindruck der Diskriminierung erwecken. Das Problem ist oft erst dann erkennbar, wenn man sich die Details genau anschaut.
Ein gutes Beispiel sind die Tagesnachrichten im Fernsehen. Mit meist nur 15 Minuten Sendezeit bleibt oft nur Raum für einen stark selektierten Überblick. Raum für gut verständliche Analysen, ist häufig nicht vorhanden und so wird die Nachricht, soll sie zudem verständlich sein, manchmal nur ein Teil einer ganzen Wahrheit transportieren können.
Daraus folgt eigentlich genau das, was medial nie so vorgesehen war. Die Konsumenten müssen sich nach den Nachrichten häufig in weitere Recherchen begeben, um für sie relevante Informationen so aufzuarbeiten, dass ihnen die Hintergründe und Ursachen verständlich werden.
Gerade TV-Sender versuchen das zwar durch Dokumentationen und fachspezifische Sendungen zu verhindern, aber wenn ein Sender beispielsweise über Werkstätten behinderter Menschen berichtet, dabei aber eben nicht berücksichtigt was aktuell in den Reformen geplant ist, dann wird das für den Konsument zu einer Tatsache die eigentlich sich gerade im Wandel befindet.
Wandel ist zwar zukunftsorientiert, aber wenn der Wandel sich auf Grundlagen einer Studie aufbaut, die bereits ein Jahr alt ist, diese Studie aber nicht einmal erwähnt wird, dann kann für Konsumenten ein verzerrtes Bild entstehen, insofern er selbst nicht intensiv recherchiert.
Doch diese Recherche ist nicht jedem Menschen möglich. Sei es aufgrund einer Behinderung, kognitiver Einschränkungen oder fehlender technischer Mittel, es wird deutlich, dass Recherche nicht für jeden selbstverständlich ist.
Hier liegt die Herausforderung: In nur 15 Minuten Sendezeit so viel Informationen wie möglich zu platzieren, dabei in verständlicher Form, oder den Artikelplatz im Print so optimiert zu nutzen, dass der Informationsgehalt vorhanden ist. Selbst die beliebten Verweise „Mehr Informationen in unserer App“ sind zwar gut gemeint, aber bei Lesezeiten, die dann oft mehrere Minuten lang sind, wird es auch wieder kritisch. Viele Menschen konsumieren Publikationen mit langen Lesezeiten erst gar nicht.
Letztlich wird es für Autoren immer wichtiger, ihre Inhalte verständlich und gegebenenfalls mit Hintergrundinformationen zu vermitteln, ohne den Leser oder die Leserin zu überfordern. Wie barrierefrei das dann geschieht, oder gar in leichter Sprache erfolgt, das bleibt abzuwarten. Die Nachfrage nach leicht verständlichen Nachrichten wird jedoch immer größer, insbesondere in einer alternden Gesellschaft, die vor genau diesen Herausforderungen steht.