Ukraine: Menschen mit Behinderung besonders von schlechter Gesundheitsversorgung betroffen
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Menschen mit Behinderung und ältere Menschen sind besonders von den Folgen der vielen zerstörten Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine betroffen. Viele mussten fliehen und bekommen weniger Unterstützung oder leben isoliert in Nähe der Front. Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) weist darauf hin, dass zudem wichtige Therapiemöglichkeiten fehlen. Außerdem nehmen auch schwere Krankheiten wie Diabetes zu, da sie in den überfüllten Kliniken nicht behandelt werden können.
Zugang zu Gesundheitsversorgung in Frontnähe praktisch unmöglich
Einem im August veröffentlichten WHO-Bericht zufolge wurden fast 2.000 Gesundheitseinrichtungen durch die Bombardierungen beschädigt oder zerstört. In den östlichen und südlichen Gebieten, die sich in der Nähe der Frontlinien befinden und daher schwer zu erreichen sind, hat der Krieg den Zugang zur Gesundheitsversorgung praktisch unmöglich gemacht. Diese mangelnde Versorgung betrifft auch die Vertriebenen, deren Zahl nach Angaben der ukrainischen Behörden mindestens 4 Millionen beträgt.
„Menschen mit Behinderung und ältere Menschen sind am stärksten betroffen. Viele von ihnen mussten ihr Zuhause verlassen und in andere Teile der Ukraine umziehen, wo die Einrichtungen nicht an ihre Situation angepasst sind und wo sie nur begrenzten Zugang zu Gesundheitsdiensten und Unterstützung durch Pflegekräfte haben", erklärt Roman Shinkarenko, von Handicap International in Dnipro, Ukraine.
Eingeschränkte Versorgung für Kranke in der Ukraine
Die Teams von Handicap International stellen auch eine Zunahme von schweren Gesundheitsproblemen wie Diabetes, Schlaganfällen und Krebs fest. Krankheiten, die aufgrund der Überfüllung der Krankenhäuser durch Kriegsopfer und wegen fehlender Therapiemöglichkeiten nicht vorrangig behandelt werden können. Viele Menschen brauchen außerdem psychologische Unterstützung. Zusätzlich zu dem akuten Stress und der Traumata, die durch Vertreibung, Trauer und Trennung verursacht werden, lebt die Zivilbevölkerung in einem Klima der Unsicherheit.
Bombardierung der Energieversorgung verschärft Lage
Tausende Menschen sind derzeit ohne Strom, Gas oder Wasser und haben kaum Zugang zu Lebensmitteln. Aufgrund der ständigen Bombardierungen sind diese Menschen in schwer zugänglichen Gebieten nahe der Frontlinie praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Mit dem Wintereinbruch ist ein starker Anstieg des humanitären Bedarfs zu befürchten, zumal zahlreiche Energieanlagen beschädigt oder zerstört wurden. Allein im September wurden 30 Bombenanschläge auf Energie-Infrastrukturen verzeichnet.
HI versorgt Menschen mit Behinderung, Verletzungen und chronischen Krankheiten mit Reha-Maßnahmen wie Physiotherapie sowie psychologischer Hilfe. Dazu gehören viele Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden und in Gebieten leben, in denen der Zugang zur Gesundheitsversorgung sehr schwierig ist. Seit 2022 wurden in der Ukraine fast 13.000 Rehabilitations-Maßnahmen für 4.100 Menschen durchgeführt.