Habeck-Ministerium: CCS-Technologie notwendig zur Erreichung deutscher Klimaziele
- Lesezeit: 4 Minuten

Das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium von Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hält den Einsatz der bislang umstrittenen CCS-Technologie für notwendig, damit Deutschland das im vergangenen Jahr gesteckte Klimaziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 erreichen kann. „Während die vorherige Zielsetzung von 80 bis 95 Prozent Emissionsminderung auch Entwicklungspfade ohne den Einsatz von CCS zuließe, ist die Erfordernis von CCS mit der Zielsetzung von Netto-Null-Emissionen in den aktuellen Studien gemeinsamer Konsens“, heißt es im Evaluierungsbericht zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz, der an diesem Freitag in die Ressortabstimmung gegangen ist, und der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
„Die Studien gehen davon aus, dass trotz der zahlreichen Klimaschutzmaßnahmen bereits ab 2030 zusätzlich eine CO2-Abscheidung im Rahmen von CCU und CCS im Megatonnen-Maßstab notwendig sein wird, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen“, heißt es weiter. Zwar müsse die Reduktion von Klimagasen durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien sowie die Erhöhung der Effizienz grundsätzlich Vorrang haben, allerdings gebe es unvermeidliche „Restemissionen“ etwa in der Zementindustrie, die nur durch den Einsatz von CCS oder CCU neutralisiert werden könnten, so der Bericht.
CCS steht für „Carbon Capture an Storage“ und meint das Auffangen, Abscheiden und unterirdische Speichern von Kohlendioxid, das bei industriellen Prozessen entsteht. Als Speicherorte kommen entweder ausgebeutete Gasfelder oder salzwasserführende Gesteinsschichten im Meeresuntergrund, so genannte „saline Aquifere“ in Frage. CCU wiederum steht für „Carbon Capture and Utilization“ und meint die Verwertung des aufgefangenen Kohlendioxids in chemischen Prozessen wie zum Beispiel der Produktion von Harnstoff.
„Der Transport von CO2 auf verschiedenen Wegen und die konventionellen geologischen Speicheroptionen sind technisch ausgereift“, heißt es in dem Bericht des Wirtschaftsministeriums. In den vergangenen vier Jahren seien keinerlei Unfälle oder Umweltbeeinträchtigungen durch den Betrieb von CCS-Anlagen bekannt geworden.
Allerdings seien einige Rechtsanpassungen nötig, wenn die Technologie zum Einsatz kommen solle. „Um den leitungsgebundenen Transport von CO2 zu ermöglichen, müssten Anpassungen des Immissionsschutzrechts, um Rechtsunsicherheiten bei der CO2-Abscheidung zu adressieren“, schreiben Habecks Beamte.
Der Evaluationsbericht muss alle vier Jahre vorgelegt werden und bildet eine Grundlage für die „Carbon Management-Strategie“, die die Bundesregierung bis zum kommenden Jahr erarbeiten will. Langfristiges Ziel ist es, dass Deutschland nicht nur Treibhausgasneutralität erreicht, sondern sogar Negativemissionen entwickelt. Auch dazu könnten CCS und CCU einen Beitrag leisten.
Die Technologien waren in Deutschland lange umstritten, da Umweltschützer fürchteten, dass diese zur Verlängerung der Kohleverstromung dienen könnten. Durch den per Gesetz beschlossenen Kohleausstieg ist dieses Argument weggefallen. Noch offen ist allerdings, ob aufgefangenes Kohledioxid auch in Deutschland eingelagert werden soll. Gegen Pilotanlagen hatte es massive Bürgerproteste gegeben. Andere Länder, etwa Norwegen, planen dagegen, massiv in die Technologie zu investieren.