Sozialverbände kritisieren Mangel an bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum
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In Deutschland ist bezahlbarer sowie barrierefreier bezahlbarer Wohnraum, vielerorts knapp. Nur zwei Prozent der Wohnungen in Deutschland sind laut dem Mikrozensus 2019 annähernd barrierefrei. Nur jedes zehnte Gebäude lässt sich stufenlos betreten.
Verbände machen auf den immer größer werden Mangel an barrierefreien und bezahlbaren Wohnraum in Deutschland aufmerksam. Durch die krisenbedingt rasant gestiegenen Baukosten ist es quasi unmöglich geworden, geeigneten Wohnraum zu schaffen, der für Leistungsbezieherinnen und Leistungsbezieher des neuen Bürgergelds bezahlbar ist. Sie fordern deshalb, die soziale Wohnraumförderung umgehend auszuweiten und die von Sozialämtern übernommenen Mietkosten angemessen zu erhöhen. Menschen mit Behinderungen sind auf dem deutschen Wohnungsmarkt besonders benachteiligt. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts sind lediglich etwa zwei Prozent der Wohnungen und Häuser barrierefrei zugänglich. Der gravierende Mangel an geeignetem Wohnraum kann nur begrenzt durch Anpassungen und Sanierungen behoben werden. Die Schaffung von barrierefreien Neubauten spielt dabei eine entscheidende Rolle. Allerdings verzeichnet das statistische Bundesamt aufgrund der Krise einen durchschnittlichen Anstieg der Baukosten um 16,5% im Vergleich zum Vorjahr, was dazu führt, dass Neubauprojekte an vielen Orten ins Stocken geraten.
Die Barrierefreiheit bleibt eine große Baustelle in Bezug auf Inklusion. Nur etwa 1,5 Prozent der Wohnungen in Deutschland sind beispielsweise altersgerecht und weitgehend frei von Barrieren. Es ist für uns inakzeptabel, dass derzeit mehr als 2,2 Millionen barrierefreie Wohnungen fehlen. Die SoVD-Vorstandsvorsitzende, Michaela Engelmeier, blickt mit gemischten Gefühlen auf den 5. Mai 2023: "Einerseits freuen wir uns über die zahlreichen gesetzlichen Verbesserungen, die wir als SoVD gemeinsam mit anderen erkämpft haben. In Deutschland leben 7,8 Millionen Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung. Sie alle haben ein Recht auf Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe. Doch in der Realität kämpfen sie mit vielen Hindernissen, Benachteiligungen und Barrieren. Es ist dringend notwendig, dass sich hier auch in der Praxis mehr ändert."
Die Schaffung von barrierefreiem und bezahlbarem Wohnraum stellt eine dringende soziale Herausforderung dar. Die steigende Zahl von Menschen mit Behinderungen und die alternde Bevölkerung erfordern eine umgehende Lösung. Es ist alarmierend, dass lediglich zwei Prozent der Wohnungen und Häuser in Deutschland barrierefrei zugänglich sind. Anpassungen und Sanierungen allein können den gravierenden Mangel an geeignetem Wohnraum nicht bewältigen. Neue barrierefreie Bauvorhaben sind dringend erforderlich.
Viele Menschen mit Behinderungen, die beispielsweise in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten, finanzieren ihre Miete über die Grundsicherung, die zum Jahreswechsel in das Bürgergeld überführt wird. Die Höhe der Mietkosten, die sie tragen können, wird anhand der "angemessenen Kosten der Unterkunft" berechnet, die von den lokalen Sozialämtern festgelegt werden. Diese Berechnung orientiert sich hauptsächlich am Mietniveau im Bestandsbau, wo die Auswirkungen der Krise weniger stark zu spüren sind.
Der Ruf nach mehr erschwinglichem Wohnraum wird immer lauter. Dies wird nicht nur von Organisationen wie dem Sozialverband VdK gefordert, sondern auch von den Fraktionen im NRW-Landtag, die derzeit intensiv über neue Lösungsansätze diskutieren.
"Leider gerät dabei die Barrierefreiheit aus dem Blickfeld", sagt der VdK-Landesvorsitzende Horst Vöge. Wohnen als wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge sollte auch die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen berücksichtigen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des bereits bestehenden Pflegenotstands. Laut Prognosen des NRW-Wohnungsmarktes fehlen derzeit bereits 438.000 barrierefreie Wohnungen. Um den Bedarf zu decken, müssten bis 2040 weitere 672.320 altersgerechte Wohnungen entstehen. Dies betrifft das gesamte Bundesland, da die Anzahl der Haushalte mit älteren Menschen in allen Kreisen und Städten steigt.
Der Sozialverband VdK NRW sieht darin in den kommenden Jahren eine entscheidende Aufgabe für die Landespolitik. "Die derzeitige Zielmarke von 45.000 preisgebundenen Wohnungen pro Jahr bis 2027 darf nur ein Zwischenschritt sein."