Sehbehindertentag - Sehbehinderung im Pflegealltag sichtbar machen
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Viel zu oft bleibt eine Sehbehinderung im Pflegealltag unsichtbar – sie wird nicht erkannt. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) bietet deshalb gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen spezielle Veranstaltungen für Pflegefachkräfte an. Darauf weist der Verband anlässlich des Sehbehindertentages am 6. Juni hin.
In deutschen Senioreneinrichtungen hat rund die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner Sehprobleme und oft wird eine Sehbehinderung nicht als solche erkannt. Das zeigt die Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgungsforschung in Seniorenheimen) der Stiftung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft aus dem Jahr 2017. Dass sich an der Situation seitdem nichts geändert hat, bestätigt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn: „Wir haben kürzlich, im Rahmen der neuen Studie TOVIS, 139 Seniorinnen und Senioren in Einrichtungen telemedizinisch untersucht. Bei 53 von ihnen wurde beispielsweise eine altersabhängige Makula-Degeneration diagnostiziert, ein Drittel davon müsste dringend einer Therapie zugeführt werden, um dauerhaften Sehverlust zu verhindern.“
Einer der Gründe für die „unsichtbaren Sehbehinderungen“: In der Aus- und Weiterbildung von Pflegefachkräften spielt das Thema „Sehen“ bisher nur eine untergeordnete Rolle. Hier setzt der DBSV mit seiner Aktion zum Sehbehindertentag an: Gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen organisiert der Verband Schulungen für Pflegefachkräfte. Sie finden im Aktionszeitraum 1. bis 11. Juni 2023 in analoger und digitaler Form (über Zoom) statt und dauern 90 bis 120 Minuten, in Absprache mit den regionalen Veranstaltern auch länger. Zu den dafür entwickelten Materialien gehört auch der kurze Animationsfilm „Sehbehinderung im Pflegealltag“, der humorvoll Alltagssituationen rund ums Thema aufgreift.
Kooperationspartner des Projektes sind die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) und der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Die Aktion "Sehbehinderung und Pflege" wird von der Johann Auer-Stiftung, München, unterstützt. Weitere Infos finden sie hier.
Hintergrund: Warum Schulungen zu „Sehbehinderung und Pflege“?
Mit höherem Lebensalter wächst das Risiko einer Augenerkrankung. Ursachen dafür sind neben altersbedingten Veränderungen vor allem chronische Augenkrankheiten wie Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD), Glaukom oder diabetische Retinopathie.
Es ist wichtig, Anzeichen für einen Sehverlust zu kennen und darauf zu reagieren, denn schon einfache Veränderungen im Umfeld und ein guter Umgang miteinander können den Alltag sowohl der Betroffenen als auch der Pflegefachkräfte erleichtern. Außerdem können die Risiken gesenkt werden, die mit möglichen Folgen von Sehverlust verbunden sind – von Auswirkungen auf alle Persönlichkeitsbereiche bis zur erhöhten Sturzgefahr.