Pflegebeauftragter fordert Arbeitgeber zur Beteiligung an Coronaprämie auf
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Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, fordert die Arbeitgeber auf sich an den Corona-Bonus für die Pflegekräfte mit zu beteiligen. Einige Arbeitgeber hatten sofort abgewunken, dies sei ein „Armutszeugnis“ sagte Westerfellhaus dem „Spiegel“ laut einem Bericht am Freitag.
Eine Prämie in Höhe von 1.500 Euro erhalten Beschäftigte in Vollzeit, die hauptsächlich in der pflegerischen Betreuung tätig sind, also etwa Pflegefach- und Pflegehilfskräfte, Alltagsbegleiter/innen sowie Beschäftigte in der hauswirtschaftlichen Versorgung. Eine Prämie in Höhe von 1.000 Euro erhalten Kräfte, die mindestens ein Viertel ihrer Arbeitszeit mit Pflegebedürftigen verbringen, das können in dieser Krise zum Beispiel auch Küchenkräfte, Reinigungskräfte oder beschäftige der Gartenpflege sein. Eine Prämie in Höhe von 500 Euro erhalten alle sonstigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Pflegeeinrichtungen. Teilzeitbeschäftigte erhalten die Prämie anteilig. Pflege-Auszubildende erhalten eine Prämie von 900 Euro.
Eine Klare Absage hat die Bundesregierung den Pflegekräften, die in den Krankenhäusern arbeiten für den Bonus erteilt. (wir berichteten)
Der Pflegebeauftrage fordert das die Kliniken, auch Krankenpflegern eine Prämie zahlen. So räumt Westerfellhaus ein, dass es bei der Auszahlung des Corona-Bonus zu Irritationen komme. Die Bundesländer hätten unterschiedliche Fristen für den Antrag und die Auszahlungstermine vorgesehen. „Das sorgt für Verwirrung und Unmut, auch wenn der Bonus fließen wird", sagte er gegenüber dem "Spiegel".
Der Pflegebonus wird per Gesetz nur an Altenpflegekräfte gezahlt, jedoch nicht an Krankenpfleger. Die Kliniken fordert Westerfellhaus auf, den Krankenpflegern eine Prämie zu zugestehen. „Viele Krankenhäuser wären finanziell durchaus in der Lage, ihren Beschäftigten selbst einen Bonus zu zahlen. Seit Januar würden ihre Ausgaben für höhere Löhne komplett von den Krankenkassen refinanziert, „dies wäre sicher auch für Prämien möglich“.
Westerfellhaus äußert sich zur Wirkung der Prämie zurückhaltend. „Die Prämie ist eine gut gemeinte Anerkennung. Doch sie löst auf Dauer keines der Probleme der Pflege“, sagt der Pflegebeauftragte. So brauche es vielmehr verlässliche Vorgaben für die Personalausstattung und einen vernünftigen Flächentarifvertrag, der für attraktive Arbeitsbedingungen und höhere Löhne sorge.
Der Pflegebeauftragte forderte in einem Zwischenfazit zur Corona-Krise flächendeckend faire Löhne: „Pflegekräfte brauchen nicht nur Applaus oder einmalige Pflegeboni, sondern vor allem eine flächendeckend attraktive Entlohnung mindestens auf Tarifniveau und optimale und familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Es ist beschämend, dass so viele Arbeitgeber in der Langzeitpflege und in den Kliniken sich da einfach nicht bewegen wollen. Die Sozialpartner müssen sich endlich auf einen Tarifvertrag einigen, welcher auf die gesamte Langzeitpflegebranche erstreckt werden kann. In diesem Tarifvertrag sollten neben attraktiven Löhnen insbesondere zeitgemäße Arbeitszeitmodelle vorgesehen werden. Daneben muss endlich die Refinanzierung von Tariflöhnen Realität werden, so dass gerade auch ambulante Pflegedienste gegenüber Kostenträgern nicht mehr als Bittsteller auftreten müssen.“
Autor: dm / © EU-Schwerbehinderung